ORF-Sendung zum assistierten Suizid
Am 14. November 2022 stand im ORF 2 in der Magazinsendung „Thema“ der assistierte Suizid unter dem Titel „Zehn Monate selbstbestimmtes Sterben“ auf der Agenda. Hier sprach unter anderen auch Priv. Doz. Dr. Gudrun Kreye, medizinische Leiterin der Palliativteams des UK Krems.
Im Mittelpunkt der Sendung stand die Schriftstellerin Delphine Blumenfeld aus Klagenfurt. Sie ist unheilbar an Krebs erkrankt und eine der in Österreich rund110 Menschen, die in den letzten zehn Monaten, seitdem der assistierte Suizid in Österreich erlaubt ist, nach einem Beratungs- und Aufklärungsgespräch mit zwei Ärzt*innen eine Sterbeverfügung getroffen haben. Delphine Blumenfelds größte Angst ist, irgendwann in den Mühlen der Medizin gefangen zu sein, mit eher wenig sinnvollen Therapien gequält zu werden und sich nicht mehr dagegen wehren zu können, „da nicht mehr auszukommen“.
„Die Bitte, ‚Ich möchte sterben‘ ist oft Hilfeschrei – ich habe Schmerzen, Atemnot, fühle mich belastend für meine Familie, habe soziale, finanzielle Nöte, fühle mich in auswegloser Situation“, weiß auch die Palliativmedizinerin Dr. Gudrun Kreye. Sie bestätigt, dass die moderne Palliativmedizin einen sanften Tod ohne Quälerei ermöglichen kann und verweist auf die palliative Sedierungstherapie, „die Schlaf ermöglicht, wenn Symptome unerträglich sind“.
Das bestätigt auch Prim.a Univ.-Prof. Dr. Sylvia Hartl MBA, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Lungengesundheit in Wien, die darauf verweist, dass gerade Menschen, die aufgrund einer tödlichen Lungenerkrankung unter massiver Atemnot leiden, „in der Patientenverfügung festhalten können, ob sie Morphium haben möchten, wenn es unerträglich wird, auch um den Preis, dass es das Leben eventuell verkürzt“.
Dieses Wissen, dass man sanft und ohne Qual aus dem Leben scheiden kann, ist der entscheidende Punkt. Das bestätigt Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc, Abteilungsvorstand im Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie und Palliativmedizin – ZISOP am Klinikum Klagenfurt, der berichtet, dass von drei Patienten, die sterben wollten, zwei es sich anders überlegt haben, nachdem sie die Versorgung auf der Palliativstation erlebt hatten. Das bestätigt auch die Stationsleiterin der Palliativstation, DGKP Monika Jahn, die darauf verweist, dass Patient*innen in der palliativen Pflege erfahren, was Symptomkontrolle ausmacht und wieviel Lebensqualität sie damit zurückgewinnen.
Genau diese Erfahrung machte auch Delphine Blumenfeld, die vor allem von der Empathie, die sie hier erfahren hat, begeistert ist. Gerade diese Empathie ist es, die Dr. Rudolf Likar einfordert: „Wir brauchen dringend eine ‚wärmende Gesellschaft‘, dann wäre der assistierte Suizid nur ein Randthema.“
Und in der Tat scheint der assistierte Suizid zumindest bislang nur bedingt in Anspruch genommen zu werden. Man war davon ausgegangen, dass rund 400 Menschen pro Jahr die Möglichkeit für sich in Anspruch nehmen, doch bis November 2022 sind nur 12 Menschen auf diese Weise aus dem Leben geschieden, und von den rund 100 Menschen, die das Beratungsgespräch absolviert haben, haben sich zwei Drittel das tödliche Mittel in der Apotheke geholt. Könnte es sein, dass viele es – ähnlich wie Delphine Blumenfeld – als „Hintertür“ betrachten, als eine Sicherheit, die ihnen „Mut macht fürs Leben und die Kraft schenkt, so lange wie möglich gut zu leben“? Das wäre die positive Seite.
Allerdings gibt es auch die negative Seite auf die Dr. Gudrun Kreye hinweist. Der akute Mangel an Pflegekräften werde dazu führen, dass es in den Pflegeheimen zu wenig Personal geben wird. Sie befürchtet, dass dann auch der Druck auf Patient*innen steigen wird, ihrem Leben ein Ende zu setzen, so dass der „Suizid irgendwann Routine wird. Das ist meine Schreckensvision für die Zukunft.“
Der ORF NÖ gibt Einblick in die Palliativarbeit des Universitätsklinikums Krems
Am 1. November 2022, passend zu Allerheiligen und Allerseelen, berichtete der ORF in „NÖ heute“ über die Palliativstation des UK Krems. Es begleitete begleitete Dr. Beate Stich sowie DGKP Elisabeth Posselt und sprach mit ihnen über ihre Arbeit. Daran schloss sich ein Gespräch im Studio mit der Pflegeleiterin der Palliativstation in Krems Gabriele Pachschwöll, MSc. an.
Wichtig ist den beiden Pflegepersonen, den meist negativen Assoziationen beim Stichwort „Palliativstation“ entgegenzuwirken. Wir alle fürchten uns weniger vor dem Sterben an sich, eher vor dem, was diesem Ende des Lebens vorausgeht. In dieser Zeit die Lebensqualität der Patient*innen zu erhöhen, ist das erklärte Ziel des Palliativteams. Und mit viel Zuwendung und Humor auch immer wieder ein Lächeln auf die Lippen der Patient*innen zu zaubern.
Dass eine Palliativstation noch nicht die „Endstation“ sein muss, die Krankheit zwar nicht heilen, das Leben damit aber erleichtern kann, bestätigt die Palliativmedizinerin Dr. Beate Stich. „Wir können uns hier mehr Zeit nehmen für die Patienten, uns besser einstellen auf einzelne Bedürfnisse.“
Die medizinische Seite ist das eine. Nicht weniger wichtig ist es, Patient*innen die Angst zu nehmen, Geborgenheit zu bieten, für sie da zu sein, ihnen ihre kleinen Wünsche zu erfüllen, führt Elisabeth Posselt aus, die inzwischen seit 20 Jahren als Pflegerin auf der Palliativstation des UK Krems arbeitet. Ja, die Tätigkeit fordere sie auch emotional, aber wichtig sei auch zu vermitteln, „da ist ein Mensch an meiner Seite und keine Maschine“.
Nicht weniger wichtig ist sowohl Elisabeth Posselt als auch Gabriele Pachschwöll, nicht nur den Patient*innen, sondern ebenso den Angehörigen zur Seite zu stehen, ihnen zu helfen, mit Abschied und Trauer umzugehen. Denn wie Gabriele Pachschwöll ausführt, lässt unsere Gesellschaft der Trauer wenig Raum. Diesen Raum für die notwendige Trauer sowohl der Patient*innen, die sich vom Leben verabschieden müssen, als auch der Angehörigen zu schaffen und Trauer in all ihren Formen zuzulassen, gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Palliativteams.
Bei diesen Aufgaben stehen dem Palliativteam ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zur Seite. Hier hat allerdings die Corona-Pandemie – wie in anderen Bereichen auch – zu einem deutlichen Schwund geführt. Auch um neue ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zu gewinnen, bietet der Förderverein Palliative Care, der die Arbeit der Palliativstation am UK Krems unterstützt, ab Januar einen Grundkurs Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung an, der befähigt, schwerkranke, sterbende Menschen und deren Angehörige professionell zu unterstützen.
Dieser Kurs beinhaltet auch Elemente der Selbsterfahrung, denn wie Elisabeth Posselt und Gabriele Pachschwöll wissen, verändert der tägliche Umgang mit dem Tod auch sie selbst und ihren jeweiligen Blick auf das Leben. Beide drücken es unterschiedlich aus, aber letztlich geht es beiden darum, was wirklich wichtig ist im Leben. „Über gewisse Dinge rege ich mich gar nicht mehr auf, und wenn ich mich entscheiden kann zwischen dem Spazierengehen und Fensterputzen, dann gehe ich spazieren“, erklärt Elisabeth Posselt. Gabriele Pachschwöll drückt es fast philosophisch aus: „Das Leben ist deswegen so wertvoll, weil es begrenzt ist. Wenn man sich den Tod ins Leben mitnimmt, erkennt man, wie wertvoll dieses Leben ist, dass es einem gut geht oder alles halbwegs passt.“
Zum Beitrag des ORF NÖ gelangen Sie hier.
Die Ehrenamtlichen des Fördervereins Palliative Care kümmern sich das ganze Jahr um andere. Einen Tag im Jahr jedoch sollen auch sie „umsorgt“ werden. 2022 war dieser Tag der 8. Oktober – mit einer großen Wachaurundfahrt mit dem Schiff unter der Überschrift „Morgengenuss am Fluss“.
Nachdem das Ehrenamtsteam gegen zehn Uhr in Krems/Stein an Bord gegangen war, wurden die Gäste gleich nach der Abfahrt mit einem reichhaltigen Frühstück verwöhnt. Bei Kaffee, Wachauer Laberl (was sonst), Schinken, Käse, Marmelade und noch einigen anderen Köstlichkeiten zog bei strahlendem Sonnenschein gemächlich die wunderbare Landschaft der Wachau mit ihren malerischen Orten vorüber, eine Landschaft, die zu Recht als Weltkulturerbe gilt.
Fast drei Stunden dauerte die Fahrt flussaufwärts nach Melk, wo knapp eine Stunde Zeit blieb, sich die Füße zu vertreten und die Gegend rund um die Anlegestelle zu erkunden. Danach ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt Krems/Stein. Auch wenn alle Mitglieder des Ehrenamtsteams aus der Gegend stammen, war diese Fahrt doch ein besonderes Erlebnis und bewies die Richtigkeit des an ein Goethegedicht angelehnten Spruchs: Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.
Ein herzliches Dankeschön des Ehrenamtsteams geht an alle, die diesen Ausflug möglich gemacht haben – an den Vorstand des Fördervereins für Palliative Care für die Finanzierung und an die Ehrenamtskoordinatorinnen für die – wie immer – gute Organisation dieses wunderschönen Tags.
Am 23. Juni 2022 fand die diesjährige Gedenkfeier der Palliativstation des UK Krems und des Fördervereins Palliative Care für die Verstorbenen und deren Angehörige in der St. Paul Kirche im Stadtteil Mitterau in Krems statt. Nach zweijähriger Pause, bedingt durch Corona, freuten wir uns, die Angehörigen der Verstorbenen der letzten eineinhalb Jahre begrüßen zu dürfen.
Lesen Sie unter aktuelle Projekte/Gedenkfeier mehr über die Gedenkfeier 2022.
Die Vernetzung gemeinnütziger humanitärer Vereine erleichtert gegenseitige Unterstützung und Hilfe. So spendete jüngst der Verein für weltweite Nothilfe (www.weltweitenothilfe.org) dem Förderverein Palliative Care UK Krems Kinderbücher, Spiele und Süßigkeiten. Wir haben die Spende mit großer Freude entgegengenommen und den reichen Segen mit der Kinder- und Jugendabteilung sowie mit dem Betriebskindergarten des UK Krems geteilt.
v.l.n.r.: Prim. Assoc. Prof. Dr. Heinz Jünger (ärztlicher Direktor des UK Krems), Annette Wachter, MMSc (Pflegedirektorin des UK Krems), Renate Hlauschek, MMSc (Geschäftsführerin MOKI NÖ), Inge Rinke (Obfrau des Fördervereins Palliative Care UK Krems), Gabriele Pachschwöll, MSc (Stationsleitung Palliativmedizin UK Krems), Ing. Roman Semler, MBA (kaufmännischer Direktor des UK Krems)
Kinderhospiz- und Palliativtag im Universitätsklinikum Krems
Krems – Am 1. Juni fand zum 2. Mal der Österreichische Kinderhospiz- und Palliativtag statt. Heuer machte auch das Palliativteam des Universitätsklinikums Krems, gemeinsam mit dem Förderverein Palliative Care UK Krems, mit Hilfe eines Informationsstandes auf dieses Thema aufmerksam.
„Der heute von uns gepflanzte Lebensbaum symbolisiert, dass das Leben auch nach schweren Schicksalsschlägen weitergeht.“ erklärt OÄ Priv. Doz. Dr. Gudrun Kreye, organisatorische Leiterin der Palliativmedizin am Universitätsklinikum Krems. Neben diesem wichtigen Symbol wurden zudem Trauerbretter, die von der Kindertrauergruppe CUT (das englische Wort „cut“ bedeutet übersetzt „schneiden“ und soll die einschneidende Veränderung im Leben eines Kindes ausdrücken) - unter der Leitung von Elke Kohl - gestaltet wurden und eine vom Förderverein „Palliative Care UK Krems“ gesponserte Erinnerungsbank aufgestellt.
Am Informationsstand in der Eingangshalle wurde sowohl den kleinen als auch großen BesucherInnen Einblick geboten: Einerseits wurde der Kinderhospiz- und Palliativtag thematisiert, um auf die Situation von Familien mit unheilbar kranken Kindern aufmerksam zu machen. Andererseits wurde die Kindertrauergruppe „CUT“, die im UK Krems ihren Sitz hat, einem breiteren Publikum vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein einmal im Monat stattfindendes Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren, die eine nahe Bezugsperson durch Tod verloren haben. Um mit den Kindern und Jugendlichen ungezwungen ins Gespräch zu kommen, hat sich das Palliativteam in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Hospiz NÖ etwas Besonderes überlegt: Im Park des Universitätsklinikums Krems wurde eine Slackline aufgebaut und von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen betreut.
Die Informationsinitiative des Universitätsklinikums Krems, die zur Sensibilisierung dieses schwierigen Themas beigetragen hat, wurde mannigfaltig unterstützt. So waren Frau Renate Hlauschek, MMSc, Geschäftsführerin der „Ki-Ju-Pall-Gruppe“ (Kinder-Jugend-Palliativ-Gruppe), Vertreterinnen von Frau Karin Swoboda, welche die Hospizbegleitung für Kinder koordiniert und Frau Birgit Gamper von MOKI (Mobile Kinderbetreuung) ebenfalls vor Ort und boten den BesucherInnen ihre Expertise und Unterstützung an.
„Wir möchten uns hier ganz besonders bei all den ehrenamtlichen HospizmitarbeiterInnen bedanken, ohne die diese Informationsveranstaltung am heutigen Kinderhospiz- und Palliativtag nicht möglich gewesen wäre. Sie leisten großartige Arbeit, ihre Unterstützung wird sowohl von den PatientInnen und den Familienangehörigen, als auch im Klinikum sehr geschätzt“, betont Prim Assoc. Prof. Dr. Heinz Jünger, ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Krems. „Dass dieser Tag ein so schöner werden konnte, verdanken wir unter anderem unserem engagierten Facharbeiter Herrn Stefan Bindreiter und Herrn Walter Zuntermann (Fa. Chabek), welche die Trauerbretter neu installiert und den Apfelbaum, der von einem anonymen Spender zur Verfügung gestellt wurde, gepflanzt haben.“, freut sich Gabriele Pachschwöll, MSc, Stationsleitung der Palliativmedizin am Universitätsklinikum Krems.
MEDIENKONTAKT
Nicole Karall, MA
Universitätsklinikum Krems
Mitterweg 10, 3500 Krems
Tel.: +43 676 8581432224
E-Mail: presse@krems.lknoe.at
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Ein herzliches Dankeschön an die Vertreterinnen von MOKI, KiJuPall und HOKI, die mit uns diesen Tag gestaltet haben. Gute Zusammenarbeit ist ein wesentliches Merkmal in der Betreuung von Kindern in diesem besonderen Bereich. Auch den „stillen und unsichtbaren Helfern im Vorfeld", die zum Gelingen der Veranstaltung so tatkräftig beigetragen haben, möchten wir unseren Dank aussprechen. (Text: Koordinatorinnen des Fördervereins Palliativ Care Krems)
v.l.n.r.: Prim. Assoc. Prof. Dr. Heinz Jünger (ärztlicher Direktor des UK Krems), Manuela Wasl, MSc (Hospizkoordinatorin Förderverein Palliative Care UK Krems), Annette Wachter, MMSc (Pflegedirektorin des UK Krems), Gabriele Pachschwöll, MSc (Stationsleitung Palliativmedizin UK Krems), OÄ Priv. Doz. Dr. Gudrun Kreye (organisatorische Leitung der Palliativmedizin UK Krems), Renate Hlauschek, MMSc (Geschäftsführerin Ki-Ju-Pall-Gruppe NÖ), Birgit Gamper (MOKI), Ing. Roman Semler, MBA (kaufmännischer Direktor des UK Krems), Silvia Hogl (Hospizkoordinatorin Förderverein Palliative Care UK Krems)
Das "Erinnerungsbankerl" wurde von den Firmen Groyß aus Albrechtsberg und Christian Zeller Druck aus Lichtenau für den Förderverein angefertigt.
vorne: Seelenbretter, hinten: fröhliches Ausprobieren der Slackline (Foto: Förderverein Palliative Care)
Filmabend mit Diskussion im Kino im Kesselhaus, Campus Krems, 5. April 2022
"Assistierter Suizid erlaubt – Wie geht es nun weiter?"
Die letzten zwei Jahre waren geprägt durch die Covid-Pandemie und die letzten Wochen durch die politische Situation in Europa. So geriet ein wichtiges Thema etwas in den Hintergrund, das für schwerkranke Patientinnen und Patienten neue Möglichkeiten eröffnet und für Betreuerinnen und Betreuer eine große Herausforderung darstellt: das Sterbehilfegesetz 2021, mit dem seit 1.Januar 2022 die Beihilfe zum Suizid nicht mehr strafbar ist.
Aus diesem Grunde lud der Förderverein Palliative Care UK Krems zu einem Filmabend mit anschließender Podiumsdiskussion ein. Gezeigt wurde der Film Soylent Green, auf Deutsch: „… Jahr 2022 … die überleben wollen“ mit Charlton Heston. In der Reflexion des Films herrschte unter den Diskutanten weitestgehend Übereinstimmung, erwartet kontrovers war dann die von Mag. phil. et theol. Johannes Kaup moderierte Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema des Abends.
Als Befürworter des assistierten Suizids traten Philospophieprofessor Peter Kampits und BA Esther Kruikemeijer auf. Beide sprachen unter anderem aus der Perspektive eines Betroffenen. Professor Kampitz sitzt selbst im Rollstuhl und wies darauf hin, dass viele Menschen mit dem Verlust der Mobilität nicht in der Lage seien, ihr Leben selbst zu beenden. Frau Kruikemeijer nahm Bezug auf die liberalere Regelung in den Niederlanden, die es ihrem Vater ermöglicht hatte, seinen Tod bewusst zu beschließen. Sie gewährte dem Publikum Einblick auf die persönliche Sicht einer Angehörigen.
Dr. Elisabeth Pittermann-Höcker und Dr. Dietmar Weixler als Vertreter der Palliativmedizin betonten, wie wichtig es ist, Menschen in ihren Sterbewünschen wahr- und ernstzunehmen und das Gespräch stets ergebnisoffen zu führen. Sie legten aber auch ihre Bedenken hinsichtlich des gefährdeten Schutzes von Menschen in einer krankheitsbedingten Krise dar. Das palliativmedizinische Angebot sei zu verbessern und die Zahl der Hospizplätze auszubauen, um die Wahrung der Automie nicht auf die Möglichkeit des assistierten Suizids zu reduzieren.
Wie wichtig es ist, beiden Standpunkten Gehör zu schenken und offen in die Diskussion zu gehen, war an der regen Besucherteilnahme und auch in den Gesprächen nach dem offiziellen Teil des Abends zu bemerken, wenngleich Palliative Care für keine Lebensverlängerung, aber auch keine Lebensverkürzung eintritt.
Aromatherapie gegen Übelkeit und Erbrechen
Im Rahmen einer interprofessionellen Studie konnten Mitarbeiter*innen unseres Palliativteams zeigen, dass die Anwendung von Aromatherapie gegen Übelkeit und Erbrechen bei Patient*innen mit weit fortgeschrittener Krebserkrankung auf unserer Palliativstation die Symptome deutlich lindert.
Interprofessionalität wird in der Palliative Care nicht nur großgeschrieben, sondern am UK Krems auch gelebt! Daher arbeiteten Mediziner*innen (Gudrun Kreye), Pflegekräfte (Manuela Wasl, Daniela Klaffel), Ehrenamtliche (Andrea Dietz), das Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Universität für Weiterbildung Krems (Anna Glechner) und ein Statistikteam (Katharina Eberhard, Andrea Groselji-Strele) bei einer Studie über die Wirksamkeit der Aromatherapie gegen Übelkeit und Erbrechen auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Krems zusammen.
Auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Krems wird Aromatherapie regelmäßig eingesetzt. In einer retrospektiven Analyse untersuchten wir, ob sich Übelkeit und Erbrechen bei Patient*innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung durch die Anwendung von Zitronenöl-Pads verbesserten. 66 Patienten erhielten insgesamt 222 Anwendungen von Zitronenöl auf Wattepads. Für 17 Anwendungen waren keine Daten zur Auswertung verfügbar. Eine angemessene Linderung von Übelkeit und Erbrechen wurde bei 149 (73 %) Anwendungen berichtet, während bei 56 (27 %) Anwendungen keine Symptomkontrolle beobachtet wurde.
Bei den 56 Anwendungen ohne erfolgreiche Symptomkontrolle durch Zitronenöl-Pads waren Erst- und Zweitlinien-Rescue-Medikamente in 53 bzw. 3 Fällen erfolgreich. Hier kamen als Notfallmedikamente Ondasetron, Metoclopramid, Diphenhydramin oder Lorazepam zum Einsatz. Es zeigte sich, dass bei Patient*innen mit gastrointestinalen Motilitätsstörungen oder vermuteter erhöhter Serotonin-Freisetzung aus den enterchromaffinen Zellen des Darmes war die Wirkung der Zitronenöl-Pads signifikant geringer war.
Mit einer Anwendungswirksamkeit von 73 % konnten wir in unserer Studie einen deutlichen Benefit von Zitronenöl-Pads gegen Übelkeit und Erbrechen für Patient*innen mit weit fortgeschrittener Krebserkrankung im Palliativsetting nachweisen. Um den Nutzen der Verwendung von Zitronenöl-Pads gegen Übelkeit und Erbrechen bei Patient*innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung zu bewerten, sind allerdings weitere große randomisierte prospektive Studien notwendig.
Die Studie wurde vom Förderverein Palliative Care sowie von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften unterstützt!
Download der gesamte Studie unter
Mein Name ist Kathrin Eilenberger. Ich bin 38 Jahre alt und lebe mit meiner Familie in Lengenfeld bei Krems.
Meine Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin schloss ich im Jahr 2003 an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Krems ab. Danach arbeitete ich sechs Jahre in der Internen Abteilung mit Schwerpunkt Kardiologie.
2011 wechselte ich nach meiner Karenz in die Klinische Abteilung für Pulmologie, an der ich über zehn Jahre arbeiten durfte. Da diese Abteilung sehr häufig mit dem Palliativteam zusammenarbeitet, wurde in mir das Interesse für den Support-Dienst geweckt.
Im September 2020 entschloss ich mich zur Weiterbildung „onkologische Pflege“. Im Rahmen der Ausbildung lernte ich die Palliativstation und den Palliativ-Support näher kennen.
Umso mehr freut es mich, dass ich seit Februar 2022 ein Teil dieses wunderbaren Teams sein darf.
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.(Cicely Saunders)
"Der Wille des betroffenen Menschen ist Entscheidungsgrundlage. Wenn ein Mensch verzweifelt ist, braucht er vor allem andere Menschen, die sich ihm zuwenden, die menschliche Wärme und Nähe erfahrbar machen. Hospiz- und Palliative Care hat einen großen Schatz an Erfahrungen und gesichertem Wissen – diesen zu nutzen und weiterzuentwickeln, ist das Gebot der Stunde."
Das vollständige Kommentar von Klaudia Atzmüller können Sie hier nachlesen:
Mein Name ist Andrea Weigl, ich bin verheiratet, Mutter von drei Kindern und lebe in einem Familienverband in der Gemeinde Lichtenau im Waldviertel.
Über den zweiten Bildungsweg habe ich die Ausbildung zur medizinischen Heilmasseurin absolviert und 2012 in Krems das Diplom zur Gesundheits- und Krankenpflegerin erworben.
Zunächst habe ich neun Jahre in der pneumologischen Abteilung im UK-Krems gearbeitet und dort eine pflegerisch-onkologische Zusatzausbildung absolviert. Durch Praktika und Pooldienste lernte ich auch die Palliativstation und ihr Team kennen und schätzen. Seit Anbeginn meiner beruflichen pflegerischen Laufbahn übte dieser Tätigkeitsbereich für mich eine besondere Faszination aus.
Im März 2020 verstarb meine Mutter auf dieser Station, und ich durfte auch die „Angehörigen-Seite“ in diesem Setting kennen- und wertschätzen lernen.
Umso mehr freut es mich, dass ich seit Oktober 2020 diesem wunderbaren Team zugehörig sein darf.
Die Zeit der Geburt und die Zeit des Sterbens sind heilige Zeiten.
Ein Mensch betritt diese Erde, ein Anderer verlässt sie und
Am Ende wird doch alles gut!
Und wenn es noch nicht gut ist,
ist es noch nicht das Ende.
(Oscar Wilde)
Wir können in keinen Abgrund fallen,
außer in den der Hände Gottes.
(Friedrich Nietzsche)
Rollstuhl für die Mobilisierung
Der Förderverein Palliative Care hat dem Palliativteam des Uniklinikums Krems einen Mobilisationsrollstuhl im Wert von 4.000 Euro geschenkt.
Der Förderverein Palliative Care, der 2004 vom und für das Palliativteam des Uniklinikums Krems gegründet wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, das Palliativteam bestmöglich zu unterstützen. Spenden werden dazu verwendet, Aus- und Fortbildungen, Supervisionen, Klausuren und vieles mehr zur Unterstützung für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sowie die Öffentlichkeitsarbeit zu finanzieren. Dem Vorstand ist es aber ebenso wichtig, sichtbare Akzente für Patient*innen zu setzen – in diesem Fall durch den Ankauf eines Mobilisationsrollstuhles.
Der Mobilisationsstuhl zeichnet sich durch hohen Sitzkomfort aus und ermöglicht den Patient*innen, für längere Zeit das Bett zu verlassen, weil bei Bedarf die Rückenlehne und die Beinauflage in eine Liegeposition gebracht werden können. Die Patient*innen können in dem Stuhl aber auch bequem sitzen und durch die dazugehörige Tischplatte das Essen auch außerhalb des Bettes einnehmen. Patient*innen werden durch den Stuhl in dem Sinne mobiler, weil Angehörige und Mitarbeiter*innen sie mit wenig Aufwand darin transportieren und nicht nur zu Untersuchungen, sondern beispielsweise auch in den Garten fahren können. Der neue Mobilisationsrollstuhl erleichtert also nicht nur Mitarbeiter*innen das Leben, sondern kann auch zu mehr Lebensqualität der Patient*innen beitragen.
Nachdenken über Suizidbeihilfe, Palliativmedizin und Sterbebegleitung (1).
Das neue Sterbeverfügungsgesetz, das mit Jänner 2022 in Österreich in Kraft getreten ist, hat eine heftige Debatte in Gang gesetzt. Johannes Kaup versucht in diesem Radiokolleg die verschiedenen Positionen dazu auszuloten und stellt sich und uns dazu wichtige Fragen:
Woher kommt der Wunsch selbstbestimmt zu sterben? Wann ist jemand selbstbestimmt? Was bedeutet heute menschenwürdig sterben? Geht mein Tod nur mich etwas an? Welche ethischen Dilemmata und rechtliche Probleme müssen hier berücksichtigt werden? Wie wird assistierter Suizid durchgeführt?
Welche Alternativen gibt es durch Palliative Care und Hospizarbeit? Was geschieht am Lebensende? Und: Was ist hilfreich? Welche Bedürfnisse und Gefühle haben Sterbende am Lebensende? Welche Erfahrungen haben Angehörige und Pflegende?
Im Beitrag vom 12. Jänner 2022 hören Sie dazu unter anderem OÄ Priv. Doz. Dr. Gudrun Kreye und Stationsleitung DGKP Gabriele Pachschwöll, MSc
Weitere Beiträge können Sie unter den folgenden Links 7 Tage nach Ausstrahlung nachhören:
Sendung vom 10.1.2022 9.05 Uhr:
https://oe1.orf.at/programm/20220110/665538/Radiokolleg-Wie-gehen-wir-mit-dem-Sterben-um
Sendung vom 11.1.2022 9.05 Uhr:
https://oe1.orf.at/programm/20220111/668103/Radiokolleg-Wie-gehen-wir-mit-dem-Sterben-um
Sendung vom 12.1.2022 9.05 Uhr:
https://oe1.orf.at/programm/20220112/668104/Radiokolleg-Wie-gehen-wir-mit-dem-Sterben-um
Sendung vom 13.1.2021 9.05 Uhr:
https://oe1.orf.at/programm/20220113/668105/Radiokolleg-Wie-gehen-wir-mit-dem-Sterben-um
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